Beiträge des Geschichts- und Soziologie-Profils bei der Kranzniederlegung

Anlässlich des Volkstrauertages nahm am Sonntag dem 18.11.2018 das Soziologie-Profil der Q2 aktiv an der feierlichen Kranzniederlegung in der ev. Johannes Gemeinde in Arsten teil. Der Volkstrauertag ist seit 1919 ein `stiller Tag des Gedenkens´ an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft weltweit. Die Johannes Gemeinde hat überdies in diesem Jahr eine Gedenkstätte für Flucht-Opfer angelegt. Es ist die erste dieser Art in Bremen. An diesem Gedenkstein soll der vielen tausend Menschen gedacht werden, die auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen sind und an jene, die immer noch täglich sterben.

Bevor Ortsamtsleiter Michael Radolla die offizielle Ansprache des Bremer Senats verkündete, lasen die Schüler der Q2 zwei selbstverfasste Gedenktexte vor – einen zu Kriegsopfern sowie altem und neuen Nationalismus und einer zu Flucht, Vertreibung und Armut in der Gegenwart. Diese werden im folgenden dokumentiert:

 

Erster Gedenktext: Verfasst von Catja Brüning, vorgetragen von Alex Essel und Insa Schröder

Nationalismus früher und heute …
Heute gedenken wir Kindern, Frauen und Männern, die Opfer von Gewalt geworden sind. Der heutige Tag soll uns an all das Leid erinnern, welches die Opfer der Weltkriege durchlebt haben und daran, wie wertvoll der Frieden ist.
Wir trauern heute nicht nur um die Soldaten, die ihr Leben verloren haben oder um die Opfer von Terror und politischer Verfolgung, wir trauern auch um die Menschen, die Opfer des Hasses gegen Fremde und schwächere wurden, um die Menschen die aufgrund ihrer Überzeugung, Herkunft oder Religion ermordet wurden.
Gerade heute ist es wichtig, sich an diese Menschen zu erinnern und sich vor Augen zu halten welche Ausmaße die Gewalt hatte und wo ihre Ursachen lagen:
Der Nationalismus des 19. & 20. Jahrhunderts, der die europäischen Staaten und die Welt in die Katastrophe stürzte, scheint wieder auf dem Vormarsch zu sein. Deshalb stehen wir alle in der Verantwortung, durch das Gedenken an die Opfer und die Erinnerung ihres Leidens uns dem neuen Nationalismus, in welcher Form auch immer, entschieden entgegenzustellen.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus !

 

Zweiter Gedenktext: Vorgetragen von Sultane Baran, Finja Kohlmann und Sarah Malta

Aus den Augen, aus dem Sinn!
Fast 70 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – noch nie waren es so viele.Aber angeblich ist ja alles gut! Man sagt, die Zahl der absolut Armen würde sinken, auch die Zahl der Analphabeten.
Warum verlassen dann so viele Menschen ihr zuhause, ihre Heimat, ihre Freunde, warum fliehen so viele?
Krieg, Verfolgung und Vertreibung sind nur die grausame Spitze des Eisbergs.Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander: Das wird wahrgenommen, in Deutschland, Europa, aber vor allem auch in den vielen Ländern mit einer großen Zahl an absoluter Armut – und dies in einer Zeit, in der die Bilder des Reichtums dank Internet bis in den letzten Slum Eingang finden.
Es gibt dafür Gründe: Und immerhin, seit der Flüchtlingskrise werden Fluchtursachen angesprochen – sogar, dass Überschüsse und Restprodukte aus Europa zu Spottpreisen in afrikanischen Ländern verkauft werden, wo sie dort die heimischen Bauern und Märkte zerstören.
Wo sind die 70 Millionen? Seitdem die Balkanroute zu ist und die Küstenwachen das Meer besser kontrollieren, sieht man sie selten.
Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht ganz.
Manchmal sieht man Bilder voller Flüchtlingsschiffe, die durch das Mittelmeer irren, weil kein europäischer Hafen sie reinlässt. Zehn- wenn nicht hunderttausende Menschen aus Mittel und auch Südamerika ziehen in großen Märschen in Richtung USA. Das Militär wartet. Im vergangenen Herbst gab es mal einen kurzen Aufschrei, als gezeigt wurde, dass in Lybien Flüchtlinge, die nicht mehr nach Europa weiter kommen, interniert und auch als Sklaven angeboten und verkauft werden.
Lybien, bald auch ein sicherer Drittstaat?
Bilder der Verdursteten in der Sahara sieht man nicht.
Aus den Augen, aus dem Sinn!
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde geboren. Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Worte! Schöne Worte!
Klar! Früher wurden die Menschen massenhaft gejagt und versklavt. Und heute? Sogenannte illegale Einwanderer, die es über das Meer geschafft haben, pflücken Tomaten und Obst in europäischen Plantagen.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde geboren!
Frei nach George Orwell gilt wohl eher folgendes: Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher als die anderen.
Wir sind Schüler des SOZ-LK des Gymnasiums Links der Weser. Unsere Eltern und Großeltern kommen aus acht verschiedenen Nationen, glauben an unterschiedliche Religionen und Konfessionen. An unserer Schule lernen und arbeiten Menschen aus über 40 Ländern.
Wir finden es sehr wichtig, dass es Gedenksteine wie diesen hier gibt.
Wir denken an alle Menschen, die vor Krieg, Verfolgung, Klimawandel, Armut und Not ihre Heimat verlassen. Und wir gedenken jenen, die dabei gejagt, gefoltert versklavt werden, wir gedenken den Unzähligen die ermordet werden, verdursten oder ertrinken.

Q2 Kurse Geschichte und Politik – November 2018