SchülerInnen des GLdW verlesen Namen von Opfern des Nationalsozialismus

In diesem Jahr wurden – aufgrund unseres Engagements als `Schule ohne Rassismus´ – SchülerInnen des Gymnasiums Links der Weser eingeladen, um während der zentralen Holocaust-Gedenkfeier im Bremer Rathaus Namen von Ermordeten des Nationalsozialismus zu verlesen. Einführend konnte Melda Orman – stellvertretend für die Gruppe – Eindrücke von der Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz im Jahr 2016 vortragen. Eingeübt hat der Kurs das Lesen und Vortragen in Kooperation mit Basak Karagöl (Darstellendes Spiel).

Seit 1996 ist der 27. Januar, der Tag, an dem Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde,  in Deutschland der `Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus´.

Alljährlich findet im Bremer Rathaus zu diesem Anlass eine zentrale Gedenkfeier statt, zu dem Angehörige von Opfern, Abgeordnete der Bürgerschaft, viel Prominenz und interessierte Bürger kommen. In diesem Jahr hielten Bürgermeister Carsten Sieling und Elke Gryglewski, stellvertretende Leiterin der Berliner Gedenkstätte `Haus der Wannsee-Konferenz´, die Festreden, in denen insbesondere die gegenwärtigen Gefahren rechtspopulistischer Denkweisen und die fortschreitende `Normalisierung´ nationalsozialistischer Wortdeutungen thematisiert wurden.

Zum Abschluss des Festaktes wurden die Ansprache des SOZ-LK sowie hundert Namen von Ermordeten vorgelesen.

Sabine Elfers, Stellvertretende Schulleiterin, urteilte: „Unsere Jugendlichen haben in sehr angemessener, absolut überzeugender und einfühlsamen Art maßgeblich dazu beigetragen, dass der Festakt bei den Gästen tiefe Eindrücke hinterlassen hat. Wir können stolz darauf sein, solche Schüler/innen bei uns zu haben!“

 

Nachfolgend im Wortlaut die Ansprache des Soziologie-LK Q2, vorgetragen von Melda Orman am 25.1.2017 im Bremer Rathaus:

 

Wir waren dort, letztes Jahr, an diesem Ort des Grauens, in Auschwitz, 71 Jahre danach.

Wir waren vorbereitet, hatten viel gelesen und erfahren. Aber es ist etwas ganz anderes, dort vor Ort zu sein, durch das jüdische Viertel Kazimierz in Krakau zu laufen, die Reste der Ghetto-Mauer anzufassen. Und dann in Auschwitz zu sein: Das war das ergreifendste und unfassbarste.

Auch wenn wir nicht einmal einen Bruchteil dessen fühlen konnten, wozu die Menschen dort gezwungen waren zu fühlen, fühlten wir Schmerz.

Wir fühlten Trauer, als wir über dieses riesige Gelände gingen, die Ruinen der Krematorien und Gaskammern sahen und wortlos durch die einzig erhaltene durchgingen.

Wir erschauerten, als wir erfuhren, dass man den Weg von der Rampe zu den Gaskammern den „Weg, den man nur einmal geht“ nannte.

Fassungslos waren wir, als wir Genaueres über die Experimente von Mengele an Kindern erfuhren; als wir vor der Grube mit Asche von zehntausenden Menschen standen – Asche von insgesamt über 1,2 Millionen ermordeter Menschen, die die Nazis nicht mehr in die Flüsse schütten konnten, um zu vertuschen.

Es ist schwer, dies alles zu realisieren, und jeder von uns tut dies auf seine eigene Art und Weise.

Wir waren dort! Unsere Eltern und Großeltern kommen aus über acht verschiedenen Nationen, glauben an unterschiedliche Religionen und Konfessionen. An unserer Schule lernen und arbeiten Menschen aus über 40 Ländern.

Wir alle sind anders, haben auch oft verschiedene Meinungen.

Aber in einem sind wir uns einig. Wir werden dafür kämpfen, jeder auf seine eigene Art und Weise, dass sich derartiges nicht wiederholen kann.